Aktuelle Studie zur Corporate Governance bei familiengeführten Weltmarktführern:

 

Unter „guter Unternehmensführung“ bzw. „Corporate Governance“ werden alle Maßnahmen und der rechtliche und faktische Ordnungsrahmen bezeichnet, die eingeführt werden, um ein Unternehmen „gut“ zu leiten und effektiv zu überwachen.

Unsere Kooperationspartnerin Prof. Dr. Simone Zeuchner von der Hochschule Esslingen hat zusammen mit der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG in einer aktuellen Studie bei deutschen eigentümergeführten Weltmarktführern untersucht, was die Governance bzw. „gute Unternehmensführung“ dieser Familienunternehmen besonders macht und wie sie sich auf den wirtschaftlichen Erfolg auswirkt. Der Titel der Studie lautet: „Von den Besten lernen. Die Corporate Governance familiengeführter Weltmarktführer“.

Die Einführung von Aufsichtsgremien ist dabei ein Hauptinstrument, um eine effektive Unterstützung und Kontrolle zu gewährleisten. Neben einem evtl. gesetzlich vorgeschriebenen Aufsichtsrat, sind das im Mittelstand z.B. „Beirat“, „Verwaltungsrat“, „Gesellschafterausschuss“, „Firmenrat“, etc. Auch wenn ein Aufsichtsrat vorgeschrieben ist, werden solche Gremien bei größeren eigentümergeführten Mittelständlern häufig zusätzlich eingeführt und zwar freiwillig, was sie maßgeblich von börsennotierten Aktiengesellschaften unterscheidet, wo strenge Vorgaben für Good Governance und erhebliche rechtliche Risiken bei Nichteinhaltung drohen.

Vorbildfunktion?

28 Weltmarktführer haben in der Studie ausführlich Stellung genommen und Einblick in die Bedeutung der Gremien, in ihre Funktionen und ihre Arbeitsweise gegeben. Diese können, so Prof. Zeuchner, als Vorbilder für andere Mittelständler dienen, die solche Gremien aufbauen möchten oder bereits haben.

„In der Regel zeichnen sich familiengeführte Unternehmen durch das Bestreben aus, das Werk über Generationen weiterzugeben. Das prägt die Unternehmens- und Aufsichtskultur und geht mit einer starken Wertorientierung einher“, so Prof. Dr. Simone Zeuchner. Eine Aussage war zum Beispiel „Wir wollen als Familienunternehmen Vorbild sein.“

 

Große Bedeutung zugemessen

Die bemerkenswert offene Mitwirkung der Befragten zeige, erklärt Frau Prof. Zeuchner, dass Corporate Governance für die mittelständischen Weltmarktführer von großer Bedeutung ist. Die Unternehmen richten auch dann Aufsichtsgremien ein, wenn sie nicht gesetzlich dazu verpflichtet sind. Diese werden mit echten Kompetenzen zur Wahrnehmung ihrer Aufsichtsfunktion ausgestattet. Unternehmensinterne Aufsichtsorgane haben bei den Weltmarktführern großen Einfluss auf die Entscheidungen von Geschäftsführung bzw. Vorstand, wenn es um strategische Fragen und Investitionen geht. Bei technologischen Fragen, z.B. Details der Digitalisierung, wird weniger stark auf die Mitwirkung des Aufsichtsgremiums gesetzt.

 

Bildung und Zusammensetzung der Gremien

Dafür spricht, dass ein Aufsichtsgremium zumeist dann gebildet wird, wenn ein Fremdgeschäftsführer eingesetzt wird, ein Generationenwechsel stattfindet oder weitere Gesellschafter aufgenommen werden. Neben Kompetenz spielt in den Entscheidungsgremien auch die Familienzugehörigkeit eine tragende Rolle. So ergab die Studie, dass sich Externe nur sehr schwer gegenüber dem Hauptgesellschafter durchsetzen können, selbst wenn sie dem Gremium vorstehen.

 

Erfolgsfaktoren für gut funktionierende Gremien

Des Weiteren kristallisierten sich in den Antworten der Unternehmer verschiedene Erfolgsfaktoren für die Aufsichtsgremien heraus:

  • das richtige Rollenverständnis für die Gremienarbeit
  • Professionalität und Führungskultur des Vorsitzenden
  • Vorbildfunktion des Aufsichtsgremiums
  • strategische Partnerschaft zwischen Aufsichtsgremium und Geschäftsleitung auf Augenhöhe
  • offene, ehrliche und rechtzeitige Kommunikation

 

Die Studie mit allen Fragen an die Unternehmensvertreter der Weltmarktführer und deren Antworten können Sie hier herunterladen:

https://financialexperts.eu/studie-von-den-besten-lernen-die-corporate-governance-familiengefuehrter-weltmarktfuehrer/

 

Zur Autorin der Studie

Simone Zeuchner ist Professorin für Organisationsentwicklung an der Hochschule Esslingen, erfahrene Aufsichts- und Beirätin, seit neun Jahren Mitglied im Vorstand des Berufsverbands für Finanzexperten in Aufsichtsgremien (FEA e.V.) und Inhaberin der Corporate Governance Academy. Hier begleitet sie insbesondere junge Nachwuchsgesellschafter, aber auch gestandene Geschäftsleitungen und Gremienmitglieder in ihren speziellen Rollen in Familienunternehmen.